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    Lageplan KGV "Wahren 1901" e.V.

  • Chronik
  • Die Chronik des KGV "Wahren 1901" e.V.

    Erinnerungen älterer Mitglieder

    Am 17. März 1901 wurde auf dem Gelände der evangelisch — lutherischen Kirche Wahren — später die Gnadenkirche Wahren — der Schreberverein Wahren 1901 gegründet. In alten Landkarten war das Gelände noch als Lehmgrube ausgewiesen Das merkt man auch heute noch, wenn man etwas tiefer gräbt und Unrat zutage fördert. Diese Anlage umfaßte ca. 100 Gärten. 

    Foto aus der Gründungszeit des Vereins

    1924 erfolgte eine Erweiterung auf fast 160 Gärten. Ein großer Teil der Pächter waren Eisenbahner. Dieses stand mit dem Aufbau des Verschiebebahnhofes Wahren in Zusammenhang. Aber auch viele Rentner und einige Persönlichkeiten Wahrens hatten sich Gärten angelegt. 


    Zu nennen wären:

    Dr. med. C. Biskupski, der Vater des heute in Lützschena wohnhaften Dr. med. Franz Biskupski. Die elterliche Praxis war damals im Wahrener Rathaus. Zu nennen wären auch der ehemalige „Polizeichef" von Wahren - Herr Hauptkommissar Freygang, der ehemalige Kammerdiener des Freiherrn Speck von Sternburg Herr August Weidemeier, der spätere Eigentümer des Hotels „Sächsischer Hof" in der Georg-Schumann-Straße, Ecke Lucknerstraße.

    Als ich das Licht der Welt erblickte hatte mein Großvater W. Mai bereits sein 25jähriges Gartenjubiläum und mein Vater W. Fritzsche seinen Garten in der Neuanlage über vier Jahre. Mein Großvater war über mehrere Jahre als Vorsitzender tätig und maßgeblich am Bau der Kantine beteiligt (er war Maurer von Beruf). Neben den bereits erwähnten genannten Persönlichkeiten hatten auch mehrere Handwerksmeister Gärten gekauft, z.B. Bäckermeister Kahnt (später Kühn, heute Kulpe), Kürschnermeister Clemens, die Tischlermeister Gerhard und Kurt Hintersdorf Schustermeister Hermsdorf, Malermeister Bornschein (heute Walter), die Schlossermeister Fritz und Kurt Stelzner, später auch noch Kürschnermeister Otto sowie der Chefmonteur für Revolverdrehmaschinen der Pittler AG, Herr W. John. Später wurden auch der Friseurmeister E. Osten und der Chefmonteur W. Pirl vom Rohrleitungsbau neben dem Stadtoberinspektor Arnold (später Relius) und dem Obermeister Wollnisak von der Färberei Luckner Garteninhaber.

    Hinzu gesellten sich auch die Lehrer Georgie und Gröber. Als passive Mitglieder und Förderer des Vereins seien noch die Fleischermeister Hans Stubert und Hans Vogel, der Kohlenhändler Borrmann und Futtermittelhändler Heinze zu nennen. In den Jahren 1933/34 wurde der evangelische Kindergarten vom heutigen Gelände der katholischen Kirche in den Anbau der Kantine verlegt. Unter der Leitung von Fräulein Sachse (Tochter des ehemaligen Rathausdrogisten) und später Fräulein Wuttke verbrachten wir, die Kinder der Gärtner und auch Gastkinder eine schöne Zeit in der Anlage. Die herrliche Natur, der Spielplatz und die wöchentliche Belieferung der Kantine durch die Pferdegespanne der Brauerei Sternburg waren immer Höhepunkte.


    In den Monaten Mai bis September fanden regelmäßig Spielnachmittage statt. Diese wurden überwiegend durch Vereinsmitglieder gestaltet und fanden nicht nur bei den Gärtnerkindern große Resonanz. Die Höhepunkte waren die jährlichen Kinderfeste Anfang Juli (wegen der vielen Kirschen für die Tombola) mit dem festlichen Umzug durch Wahren. Voran die Eisenbahnerkapelle, die Vereinsfahne und drei bis vier festlich geschmückte Pferdewagen mit Kindern der Mitglieder, Teilnehmer der Spielnachmittage und vielen Gästen. Eine große Tombola wurde in der Kollonade aufgebaut. Dafür mußte jeder Garten drei Gewinnnummern durch Obst, Blumensträuße, Backwaren oder dergleichen belegen. Ebenfalls gab es jede Menge Kirschen von ca. 10 großen Bäumen der Anlage. Auch Spenden von Förderern waren zu gewinnen. Neben den üblichen Spielen wurde den Kindern auch ein kleines Karussell, Adlerschießen und andere Arten sportlicher Betätigung geboten. Für das leibliche Wohl gab es zusätzlich Bockwürste der Fleischereien Stubert und Vogel (im Wechsel), ein Bierzelt der Sternburgbrauerei und eine Eisbude auf dem Spielplatz. Das Kinderfest fand für die Kinder mit dem abendlichen Lampionumzug seinen Abschluß. Die Erwachsenen konnten dann am Abend auf einer unter den Kastanien errichteten Tanzfläche noch das Tanzbein schwingen. Wenn auch am Tage die Gärten schon schön geschmückt waren, boten dann abends die dort aufgehängten und leuchtenden Lampions ein festliches Bild. Der jährliche Spielbetrieb fand mit dem Erntedankfest seinen Abschluß. Von einem Teil der Erlöse der Sommerfeste wurden ständig neue Spielgeräte gekauft, die im Schuppen an der ehemaligen Kolonade untergebracht waren, z. B. Korbballständer, Taue, Medizinbälle, Reifen, Ringe (auch für den Rundlauf), Stelzen, Springseile, große und kleine Bälle für Ballspiele aller Art und vieles mehr.

    Mit dem Bau der Halle „Marie" der Pittler AG westlich der Gartenanlage wurde ein Durchgangsweg von der Stammerstraße nach dem Pittlerwerk gebaut. Auch durch den Bau eines Feueerlöschteiches der „Büssing N.A.G." (Automobilwerk) im östlichen Teil der Anlage wurde bald sichtbar, dass die Rüstungsindustrie sehr stark im Aufwind war.

    Die Spielnachmittage der Kinder und das gesamte Vereinsleben wurden von der Politik des dritten Reiches geprägt. Der Spielbetrieb wurde mehr und mehr als Vorbereitung auf den Wehrsport umgestellt. Wir erhielten einen Barren, eine neue Weitsprunganlage und ein Klettergerüst zur Stärkung des Körpers. Dieses alles sollte den Hitlerischen Forderungen an die deutsche Jugend: „Hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder und flink wie die Windhunde" dienen.

    Mit Herrn Bier wurde ein neuer Spielleiter engagiert, der als aktiver Turner und Übungsleiter des Turnvereins Wahren eine große Bereicherung für die Spielnachmittage war und neben den jahrelangen Aktiven, wie den Söhnen des Vorsitzenden, den Herren Heinz und Henry Fritzsche, der Frau Holz (genannt Mutti) und Frau Hegewald (genannt Mumme) den Spielbetrieb durchführten.
    Damals durften keine Vereinsfahnen gezeigt werden, sondern nur die vorgeschriebenen Hakenkreuzfahnen. Aber die heraufziehenden dunklen Wolken des nahenden Krieges beendeten den Spielbetrieb und auch das friedliche und glückliche Leben in der Anlage. Der Kindergarten wurde geschlossen, die Räumlichkeiten später als Quartier für 10 Frauen aus Polen genutzt, die in der Rüstungsindustrie arbeiten mußten.

    Damit ging auch das kulturelle Leben immer mehr bergab. Die bestehende Frauengruppe wurde ausgegliedert, der Chor unter der Leitung von Gartenfreund Georgie konnte auch nicht mehr seine Traditionen pflegen und der Leiter konnte wegen seiner Einstellung zwar noch im Schuldienst tätig sein, aber wurde strafversetzt. Die jährlichen kulturellen Veranstaltungen in der Kantine und die sommerlichen Besuche der Gartenfreunde anderer Anlagen fanden bald ein Ende.

    Mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges veränderten sich auch viele Dinge bei der Gestaltung nd Nutzung der Gärten. Es wurden immer mehr Gemüse und Kartoffeln angebaut und mancher junge Gartenfreund wurde nur noch in Militäruniform gesehen. Glücklicherweise konnten viele Gartenfreunde ihren Garten noch selbst nutzen, weil sie als Eisenbahner, Rentner bzw. Pensionäre ein gewisses Alter erreicht hatten und nicht mehr der Wehrpflicht unterlagen, ebenso einige Spezialisten der Firmen Mittler und Büssing N.A.G.

    Trotz des Krieges und trotz eines 12-Stunden Arbeitstages bei einer Sechstagewoche war bis zum Jahre 1943 das Leben in der Anlage noch erträglich. Aber nach und nach erlangten die Amerikaner und die Engländer die Lufthoheit über Deutschland und das Leben wurde sehr oft durch Fliegeralarm unterbrochen. Die Gartenfreunde waren dann gut beraten sich schnellstens in einen Luftschutzkeller zu begeben, denn auch Splitter von Flugabwehrgeschützen gingen über der Anlage nieder. Die vielen Arbeitsstunden, die zusätzliche Ausbildung der Bürger im Luftschutz und das Warten vor den Geschäften beeinträchtigte die Gartenarbeit, so dass die Gärten lange nicht mehr den einst schönen Charakter hatten. Durch den „totalen Krieg" wurden auch die noch älteren und ganz jungen Gartenfreunde zu ihrer Arbeit zum „Volkssturm", als Flakhelfer und Luftschutzhelfer verpflichtet. Der Garten wurde zwar zum lebensnotwendigen Anhängsel (Ernährung), konnte aber in dem erforderlichen Maß nicht mehr bestellt werden. Als der Krieg längst entschieden war, flogen amerikanische Bomber in der Nacht vom 10. zum 11 April 1945 einen Angriff auf den Bahnhof Wahren. Viele Sprengbomben verfehlten ihre Ziele und vier davon landeten in unserer Anlage. Die Kolonade mit dem Spielgeräteschuppen und zwei große Kastanienbäume fielen den Bomben zum Opfer. Ein weiterer Treffer zerstörte die Kantine fast komplett. Glücklicherweise gab es keine Opfer, weil die polnischen Zwangsarbeiterinnen nicht anwesend waren. Da noch zwei weitere Bomben erheblichen Schaden angerichtet hatten, wurden viele Gärten in Mitleidenschaft gezogen. Mit dem Kriegsende in Mai 1945 begann auch im Verein „Wahren 1901" eine neue Zeit. Ein neuer Vorstand unter Leitung der Herren A. Heinze und den Antifaschisten A. Schoppe und M. Hoffmann begann dem Verein ein neues Antlitz zu verschaffen. Hauptaufgabe war die Beseitigung der Kriegsschäden durch den Wiederaufbau der Kantine. Dabei gab es große Unterstützung durch das „Nationalkomitee Freies Deutschland" und den aktiven Genossen der KPD und der SPD, sowie von Freunden und Bürgern aus Wahren. Mit Hilfe der sowjetischen Besatzungsmacht und der genannten Organisatoren bekam die Anlage zwei der am Tennisplatz Wahren gelagerten Behelfsheime - eine Erfindung Hitlers zur Linderung des Wohnungsnotstandes. Diese wurden durch die Gartenfreunde und mit aktiver Unterstützung des Kohlenhändlers Borrmann und des Futtermittelhändlers Heinze per Pferdefuhren befördert. Gleichzeitig wurde in einer der ersten genehmigten Versammlung unter freiem Himmel beschlossen, einen großen Teil von Dahrlehnsscheinen (Wert 50,) an Mitglieder und Freunde zu vergeben, damit zu finanzierende Arbeiten bezahlt werden konnten. In den späteren Jahren wurden diese Anteilscheine anläßlich der Jahreshauptversammlungen ausgelost. Dieses war möglich, weil die Kantinenpächter nur einen geringen Pacht zahlten und der Verein am Umsatz beteiligt war. Hierbei muß aber auch gesagt werden, dass viele Mitglieder und Förderer auf ihren Beitrag verzichteten und damit zur finanziellen Gesundung beigetragen haben, z.B. Schlossermeister K. und K. Stelzner, Fleischermeister Stubert und Vogel, Bäckermeister Kühn, Kürschnermeister Clemens und Otto, Gartenfreund Pörschmann, Malermeister Bornschein, Futtermittelhändler Heinze u.a. Der neue Vorstand hatte aber gleich nach 1945 eine schwere Aufgabe zu erfüllen, denn der Hunger war groß und so wurde der größte Teil des Spielplatzes der gärtnerischen Nutzung zugeführt und in kleine Parzellen aufgeteilt. Um die heranwachsenden Erträge vor Dieben zu schützen, wurden Nachtwachen durchgeführt (meist von den Rentnern). Die Unkosten für nicht geleistete Wachen betrugen 5 Mark und zwei belegte Brote! Mit einigen Übergriffen der neuen Nutzer der ehemaligen Büssing N.A.G. hatte man öfter Probleme.

    Dieselben ließen aber später nach und es entwickelte sich mit der Zeit eine relativ gute Partnerschaft zum Werk „Roter Stern" und zum Werk „Centex", später - ab 1959 - der VEB Drema Leipzig. Der angelegte Weg zum Drema wurde wieder geschlossen, der Raum gärtnerischer Nutzung zugeführt. 1951 konnten unsere Mitglieder das 50-jährige Bestehen schon im Klubhaus der Drema feiern, ebenso 1976 die das 75-jährige Bestehen. Musik, Saal, Personal und Kultur waren damals kostenlos.


    Die Beschlüsse der Stadtvorstände der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter bewirkten eine Zusammenlegung von mehreren kleinen Anlagen und dadurch hatte der Verein noch die Anlage 3 und 4 ideologisch und gärtnerisch zu verwalten. Die Anlage l an der Hopfenberg-/Stammerstraße war schon früher angegliedert worden. Aber 1990/91 haben sich die Anlagen 2, 3 und 4 wieder von uns getrennt und selbständige Vereine gebildet.

    Ende der 40er Jahre wurde auch der Spielbetrieb wieder aufgenommen, der Spielplatz war wieder nutzbar. Das erste Nachkriegssommerfest konnte durchgeführt werden, mit Beteiligung von Volleyballmannschaften vom „Roten Stern" und aus den Wohngebieten. Die Versorgung war zwar problematisch, aber trotz vorhandener Lebensmittelkarten gab es einen Neubeginn. Mit der zunehmenden Konfrontation der Supermächte USA und Sowjetunion wurde auch die Kleingartensparte in Mitleidenschaft gezogen. Der oberhalb des Spielplatzes liegende Teil der Gärten wurde zum Teil gekündigt und der sowjetischen Militärverwaltung übereignet.

    Nach und nach normalisierte sich das Leben in den Gartensparten, allerdings wurde der politischen Arbeit mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Wettbewerbe über hohe gärtnerische Erträge, politische Problemdiskussionen bis hin zur Gestaltung von Wahllokalen waren durchzuführen. In dieser Zeit wurde das Interesse an Kleingärten sehr groß und jede Sparte besaß Anwärterlisten für die Neuvergabe von freistehenden Gärten. Bestimmte Regelungen bei Besitzerwechsel mußten eingehalten werden, z.B. für Armee- und Polizeiangehörige, Dreischichtarbeiter, kinderreiche Familien. In dieser Zeit fand ebenfalls ein echter Generationswechsel und eine Verjüngung der Mitglieder statt. Mit vielen Eigenleistungen und materieller Hilfe der Betriebe „Roter Stern" und „Drema" konnten der neue Anbau an der Kantine und der daneben befindliche ehemalige Kohlenschuppen erfolgen. Der Geräteschuppen sowie das Vereinszimmer wurden neu errichtet. Ein lang ersehnter Wunsch ging endlich in den 80er Jahren in Erfüllung: Alle Gärten wurden mit einem Elektroanschluß ausgestattet, nachdem die Beleuchtung des Hauptweges mit einem Anschluß einer Alarmanlage für die Kantine bereits Anfang der 70er Jahre erfolgt war. Auch dabei erhielten wir materielle und finanzielle Unterstützung durch die bereits genannten Betriebe und durch den Staat.

    Leider hatte die Anlage mit den Wirtschaftern des Spartenheimes (Kantine) nicht immer eine gute Lösung gefunden und so entstanden Ende der 70er Jahre innerhalb von drei Monaten Schulden von mehreren tausend Mark bei einer Brauerei und dem Handel. Der Stadtverband beglich zwar die Summen, verlangte aber die gesamten

    Pachterlöse und die Erlöse aus der Verpachtung des Spartenheimes. Dieser völlig unsachliche Beschluß wurde gegenüber dem Stadtverband gekündigt und dank des Gartenfreundes Professor Dr. S. Fröhlich und des Vorstandes juristisch richtig gestellt.

    Ab 1981standen uns dann diese Einnahmen wieder zurVerfügung und wurden entsprechend den Beschlüssen der Jahresversammlungen verwendet. Trotz mancher Probleme mit den staatlichen Organen konnte bis zur Wende 1990 der Vorstand mit seinen einzelnen Kommissionen und der Unterstützung aller Mitglieder und Anwärter seine Arbeit im Sinne von Dr. Schreber durchführen. Mit regelmäßigen Versammlungen, Anwärterschulungen, Fachvorträgen, Erfahrungsaustauschen mit anderen Sparten und Gartenbegehungen war ein angenehmes Miteinander gegeben. Es gab einen Frauenchor, eine Frauengruppe, Sommerfeste, Oktoberfeste (Bockbierfeste), Weihnachtsfeiern für Kinder und Rentner, Skatturniere und auch Familienfeiern, für die unsere Kantine genutzt wurde. Hier war ein Treffpunkt der Mitglieder und der Besucher aus Wahren und Umgebung. Die hier aufgezeigten Erinnerungen in meiner langen Zeit des Verweilens in der Anlage, im Kindergarten und die 1948 erfolgte Übernahme des Gartens meiner Großeltern bekunden eine fast 100jährige Vereinszugehörigkeit. Für Vollständigkeit und lückenlose Darlegung aller Zusammenhänge und Ereignisse kann ich nicht garantieren, zumal alle Unterlagen und erstellte Chroniken leider nicht mehr vorhanden sind. Ich hoffe hiermit meinen Beitrag zur Erstellung der Vereinschronik beizutragen und bin zwecks Nachfragen oder Ergänzungen gern bereit, weitere Auskünfte zu geben.

    März 2000 Fr/Tr

    Vorstände des Vereins

    Gründungsmitglieder:

    • Herr Stephan, Herr Holz
    • Weitere Vorsitzende
    • W. Mai (in den 20er Jahren)
    • Alfred Fritzsche (bis 1945)
    • Alfred Heinze (1945/46)
    • K. Münch
    • R. Richter
    • D. Grittner
    • A. Scheer
    • J. Fritzsche
    • J. Kießling
    • J. Fey

    Altmitglieder:

    • Wolfram Dümcke
    • Grete Grittner
    • Gerhard Hofmeister
    • Reimar Holz
    • Christa Jahr
    • Hans Rößler
    • Kurt Thum
    • Käthe Wegner
    • Fritz Wobig
    • Horst Winter
    • Ingrid Behr

    Kantinenbewirtschaftung

    • Familie Vetter (bis 1944)
    • Familie  Kleemann
    • Familie  Richter
    • Familie  Schmidt
    • Familie  Hegewald
    • Familie  Osten
    • E. Stelzner und B. Heppe
    • Familie  Klimm
    • Anni Clemens
    • H. Koch
    • H. Jäger
    • Ute Hille

    Anmerkung des Autors: Die Aufstellung ist eventuell nicht vollständig und nicht chronologisch.

    Unsere Anlage in den letzten Jahren

    In den vergangenen 15 Jahren wurde von den Gärtnern viel Neues in unserer Anlage geschaffen und Bestehendes erneuert. Ende der 80er Jahre wurde ein Schuppen zum Vereinszimmer ausgebaut und 1991 eingeweiht. Von den Gärtnern wird dieser gern zum Feiern genutzt.

    Die Elektrifizierung der gesamten Anlage, die von 1986 bis 1988 mithilfe der DREMA Leipzig erfolgte, war ein großer Fortschritt für die Gartenanlage. Nach der Wende 1989/90 wurde es, bedingt durch die neuen Eigentümer des Drehmaschinenwerkes erforderlich, den Strom von den Stadtwerken zu beziehen. Die Ausschachtungen dazu wurden im Dezember 1995 von der Stammer Straße entlang des Sonnenweges bis zur E-Station vorgenommen. Im April 1996 konnte der Sonnenweg dann endlich befestigt werden und die Anlage hatte neue Anschlüsse. Der Neuanschluß in den Lauben für die Stromstärke von 10 Ampere macht auch den Einsatz moderner Gartengeräte möglich. Gleichzeitig erfolgte die Verlegung der neuen Wegbeleuchtung im Sonnen- und im Blumenweg, sowie der neuen Wasserleitung im Sonnenweg bis 19.04.97. Im Rosenweg waren diese Arbeiten im Herbst '97 abgeschlossen einschließlich der neuen Wegbeleuchtung. Der Spielplatz erhielt im Juni 1998 eine neue Leuchte. Im Sommer 1997 wurde dieser völlig neu gestaltet. Dabei erhielt der Spielplatz drei neue Spielgeräte. Nach langer Zeit wurden endlich wieder Kinderfeste gefeiert. Das erste wurde 1998 gestaltet, seitdem fanden jedes Jahr welche statt. Dabei waren die Gartenfreundinnen und Gartenfreunde Daniel, Gottschalk, Walther, Kayser und Finke besonders aktiv. Für die sportlichen Aktivitäten der Jugendlichen wurde auf der Wiese unter den Kastanien ein Basketballkorb aufgebaut. Netze zum Schutz der Anlieger wurden ebenfalls angebracht.

    Wieder gab es Ärger mit der Vermietung des Vereinshauses. Das Dilemma mit einem korrupten Wirt wiederholte sich 1990. Ein Regensburger Investor bewarb sich um die Bewirtschaftung des Vereinshauses und bekam auch vom damaligen Vorsitzenden einen Vertrag. Aber: große Worte, große Versprechungen....Für eine mietfreie Nutzung sollte viel investiert werden. Leider wurde kaum etwas getan. Nach ca. zwei Jahren mußte der Mietvertrag vom Verein gekündigt werden. Der Regensburger hatte bei Gericht die "besseren Karten" und der Verein blieb auf einem Schuldenberg sitzen. Aber anstatt sich bei Gericht für die Gartenanlage mit einzusetzen, legte der Vorsitzende sein Amt nieder und die Nachfolger mußten nun mit dem Gericht und dem Gerichtsvollzieher verhandeln. Der neue Mieter Herr Jäger streckte die Summe vor, die in den nächsten Jahren mit der Miete verrechnet werden konnte.

    An unserem Vereinshaus mußte nun auch etwas getan werden. Im Jahr 1997 wurden von außen Dämmplatten angebracht und verputzt. In der Küche wurden die Wände und der Fußboden gefliest. Das Dach des Vereinshauses wurde 1995 neu gedeckt und Dachrinnen dort und am Schuppen angebracht. Die Gasheizung im Vereinshaus wurde 1996 installiert.

    Leider mußte der Vorstand dem Mieter, dem Wirt Herrn Jäger, Ende 1999 kündigen. Es wurden wieder Wirtsleute gesucht, die für die Bewirtschaftung einer Kleingartenanlagengaststätte geeignet und engagiert sind. Anfang des neuen Jahrtausends bewarb sich u.a. Frau Ute Hille, die den Zuschlag bekam. Bevor die Gaststätte öffnen konnte, gab es wieder viel Arbeit in den Räumen des Vereinshauses, und waren Investitionen notwendig. Wie bei allen Arbeiten war der Vereinsvorsitzende Herr J. Fey auch hierbei besonders aktiv.

    Am 1. April 2000 wurde die Gaststätte des Kleingartenvereines „Wahrenl901" neu eröffnet und findet seitdem großen Zuspruch, übrigens nicht nur von uns Gärtnern.

    Impressum

    Herausgeber: KGV "Wahren 1901" e.V., Stammerstrasse 13, 04159 Leipzig

    Redaktion: Elke Seifert, Marianne Fey, Achim Fritzsche, Günther Trambowsky

    Fotos: Mitglieder und Archiv

    Layout und Gestaltung: documedia - Peter Teich und Heiko Schröder GbR, Arnoldstr. 1, 04299 Leipzig

    Redaktionsschluss: 30.11.2000

    Webadaption: Dr. Thomas Tuch 2003 / Thomas Knebel 2022


1. Vorsitzender Jörg Oehme
2. Vorsitzender Marcel Molnár 
Kassiererin Katja Pena
Schriftführerin Kathleen Finke

Vorsitzender der Revisionskommision Dr. Thomas Tuch

Die Chronik des KGV "Wahren 1901" e.V.

Erinnerungen älterer Mitglieder

Am 17. März 1901 wurde auf dem Gelände der evangelisch — lutherischen Kirche Wahren — später die Gnadenkirche Wahren — der Schreberverein Wahren 1901 gegründet. In alten Landkarten war das Gelände noch als Lehmgrube ausgewiesen Das merkt man auch heute noch, wenn man etwas tiefer gräbt und Unrat zutage fördert. Diese Anlage umfaßte ca. 100 Gärten. 

Foto aus der Gründungszeit des Vereins

1924 erfolgte eine Erweiterung auf fast 160 Gärten. Ein großer Teil der Pächter waren Eisenbahner. Dieses stand mit dem Aufbau des Verschiebebahnhofes Wahren in Zusammenhang. Aber auch viele Rentner und einige Persönlichkeiten Wahrens hatten sich Gärten angelegt. 


Zu nennen wären:

Dr. med. C. Biskupski, der Vater des heute in Lützschena wohnhaften Dr. med. Franz Biskupski. Die elterliche Praxis war damals im Wahrener Rathaus. Zu nennen wären auch der ehemalige „Polizeichef" von Wahren - Herr Hauptkommissar Freygang, der ehemalige Kammerdiener des Freiherrn Speck von Sternburg Herr August Weidemeier, der spätere Eigentümer des Hotels „Sächsischer Hof" in der Georg-Schumann-Straße, Ecke Lucknerstraße.

Als ich das Licht der Welt erblickte hatte mein Großvater W. Mai bereits sein 25jähriges Gartenjubiläum und mein Vater W. Fritzsche seinen Garten in der Neuanlage über vier Jahre. Mein Großvater war über mehrere Jahre als Vorsitzender tätig und maßgeblich am Bau der Kantine beteiligt (er war Maurer von Beruf). Neben den bereits erwähnten genannten Persönlichkeiten hatten auch mehrere Handwerksmeister Gärten gekauft, z.B. Bäckermeister Kahnt (später Kühn, heute Kulpe), Kürschnermeister Clemens, die Tischlermeister Gerhard und Kurt Hintersdorf Schustermeister Hermsdorf, Malermeister Bornschein (heute Walter), die Schlossermeister Fritz und Kurt Stelzner, später auch noch Kürschnermeister Otto sowie der Chefmonteur für Revolverdrehmaschinen der Pittler AG, Herr W. John. Später wurden auch der Friseurmeister E. Osten und der Chefmonteur W. Pirl vom Rohrleitungsbau neben dem Stadtoberinspektor Arnold (später Relius) und dem Obermeister Wollnisak von der Färberei Luckner Garteninhaber.

Hinzu gesellten sich auch die Lehrer Georgie und Gröber. Als passive Mitglieder und Förderer des Vereins seien noch die Fleischermeister Hans Stubert und Hans Vogel, der Kohlenhändler Borrmann und Futtermittelhändler Heinze zu nennen. In den Jahren 1933/34 wurde der evangelische Kindergarten vom heutigen Gelände der katholischen Kirche in den Anbau der Kantine verlegt. Unter der Leitung von Fräulein Sachse (Tochter des ehemaligen Rathausdrogisten) und später Fräulein Wuttke verbrachten wir, die Kinder der Gärtner und auch Gastkinder eine schöne Zeit in der Anlage. Die herrliche Natur, der Spielplatz und die wöchentliche Belieferung der Kantine durch die Pferdegespanne der Brauerei Sternburg waren immer Höhepunkte.


In den Monaten Mai bis September fanden regelmäßig Spielnachmittage statt. Diese wurden überwiegend durch Vereinsmitglieder gestaltet und fanden nicht nur bei den Gärtnerkindern große Resonanz. Die Höhepunkte waren die jährlichen Kinderfeste Anfang Juli (wegen der vielen Kirschen für die Tombola) mit dem festlichen Umzug durch Wahren. Voran die Eisenbahnerkapelle, die Vereinsfahne und drei bis vier festlich geschmückte Pferdewagen mit Kindern der Mitglieder, Teilnehmer der Spielnachmittage und vielen Gästen. Eine große Tombola wurde in der Kollonade aufgebaut. Dafür mußte jeder Garten drei Gewinnnummern durch Obst, Blumensträuße, Backwaren oder dergleichen belegen. Ebenfalls gab es jede Menge Kirschen von ca. 10 großen Bäumen der Anlage. Auch Spenden von Förderern waren zu gewinnen. Neben den üblichen Spielen wurde den Kindern auch ein kleines Karussell, Adlerschießen und andere Arten sportlicher Betätigung geboten. Für das leibliche Wohl gab es zusätzlich Bockwürste der Fleischereien Stubert und Vogel (im Wechsel), ein Bierzelt der Sternburgbrauerei und eine Eisbude auf dem Spielplatz. Das Kinderfest fand für die Kinder mit dem abendlichen Lampionumzug seinen Abschluß. Die Erwachsenen konnten dann am Abend auf einer unter den Kastanien errichteten Tanzfläche noch das Tanzbein schwingen. Wenn auch am Tage die Gärten schon schön geschmückt waren, boten dann abends die dort aufgehängten und leuchtenden Lampions ein festliches Bild. Der jährliche Spielbetrieb fand mit dem Erntedankfest seinen Abschluß. Von einem Teil der Erlöse der Sommerfeste wurden ständig neue Spielgeräte gekauft, die im Schuppen an der ehemaligen Kolonade untergebracht waren, z. B. Korbballständer, Taue, Medizinbälle, Reifen, Ringe (auch für den Rundlauf), Stelzen, Springseile, große und kleine Bälle für Ballspiele aller Art und vieles mehr.

Mit dem Bau der Halle „Marie" der Pittler AG westlich der Gartenanlage wurde ein Durchgangsweg von der Stammerstraße nach dem Pittlerwerk gebaut. Auch durch den Bau eines Feueerlöschteiches der „Büssing N.A.G." (Automobilwerk) im östlichen Teil der Anlage wurde bald sichtbar, dass die Rüstungsindustrie sehr stark im Aufwind war.

Die Spielnachmittage der Kinder und das gesamte Vereinsleben wurden von der Politik des dritten Reiches geprägt. Der Spielbetrieb wurde mehr und mehr als Vorbereitung auf den Wehrsport umgestellt. Wir erhielten einen Barren, eine neue Weitsprunganlage und ein Klettergerüst zur Stärkung des Körpers. Dieses alles sollte den Hitlerischen Forderungen an die deutsche Jugend: „Hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder und flink wie die Windhunde" dienen.

Mit Herrn Bier wurde ein neuer Spielleiter engagiert, der als aktiver Turner und Übungsleiter des Turnvereins Wahren eine große Bereicherung für die Spielnachmittage war und neben den jahrelangen Aktiven, wie den Söhnen des Vorsitzenden, den Herren Heinz und Henry Fritzsche, der Frau Holz (genannt Mutti) und Frau Hegewald (genannt Mumme) den Spielbetrieb durchführten.
Damals durften keine Vereinsfahnen gezeigt werden, sondern nur die vorgeschriebenen Hakenkreuzfahnen. Aber die heraufziehenden dunklen Wolken des nahenden Krieges beendeten den Spielbetrieb und auch das friedliche und glückliche Leben in der Anlage. Der Kindergarten wurde geschlossen, die Räumlichkeiten später als Quartier für 10 Frauen aus Polen genutzt, die in der Rüstungsindustrie arbeiten mußten.

Damit ging auch das kulturelle Leben immer mehr bergab. Die bestehende Frauengruppe wurde ausgegliedert, der Chor unter der Leitung von Gartenfreund Georgie konnte auch nicht mehr seine Traditionen pflegen und der Leiter konnte wegen seiner Einstellung zwar noch im Schuldienst tätig sein, aber wurde strafversetzt. Die jährlichen kulturellen Veranstaltungen in der Kantine und die sommerlichen Besuche der Gartenfreunde anderer Anlagen fanden bald ein Ende.

Mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges veränderten sich auch viele Dinge bei der Gestaltung nd Nutzung der Gärten. Es wurden immer mehr Gemüse und Kartoffeln angebaut und mancher junge Gartenfreund wurde nur noch in Militäruniform gesehen. Glücklicherweise konnten viele Gartenfreunde ihren Garten noch selbst nutzen, weil sie als Eisenbahner, Rentner bzw. Pensionäre ein gewisses Alter erreicht hatten und nicht mehr der Wehrpflicht unterlagen, ebenso einige Spezialisten der Firmen Mittler und Büssing N.A.G.

Trotz des Krieges und trotz eines 12-Stunden Arbeitstages bei einer Sechstagewoche war bis zum Jahre 1943 das Leben in der Anlage noch erträglich. Aber nach und nach erlangten die Amerikaner und die Engländer die Lufthoheit über Deutschland und das Leben wurde sehr oft durch Fliegeralarm unterbrochen. Die Gartenfreunde waren dann gut beraten sich schnellstens in einen Luftschutzkeller zu begeben, denn auch Splitter von Flugabwehrgeschützen gingen über der Anlage nieder. Die vielen Arbeitsstunden, die zusätzliche Ausbildung der Bürger im Luftschutz und das Warten vor den Geschäften beeinträchtigte die Gartenarbeit, so dass die Gärten lange nicht mehr den einst schönen Charakter hatten. Durch den „totalen Krieg" wurden auch die noch älteren und ganz jungen Gartenfreunde zu ihrer Arbeit zum „Volkssturm", als Flakhelfer und Luftschutzhelfer verpflichtet. Der Garten wurde zwar zum lebensnotwendigen Anhängsel (Ernährung), konnte aber in dem erforderlichen Maß nicht mehr bestellt werden. Als der Krieg längst entschieden war, flogen amerikanische Bomber in der Nacht vom 10. zum 11 April 1945 einen Angriff auf den Bahnhof Wahren. Viele Sprengbomben verfehlten ihre Ziele und vier davon landeten in unserer Anlage. Die Kolonade mit dem Spielgeräteschuppen und zwei große Kastanienbäume fielen den Bomben zum Opfer. Ein weiterer Treffer zerstörte die Kantine fast komplett. Glücklicherweise gab es keine Opfer, weil die polnischen Zwangsarbeiterinnen nicht anwesend waren. Da noch zwei weitere Bomben erheblichen Schaden angerichtet hatten, wurden viele Gärten in Mitleidenschaft gezogen. Mit dem Kriegsende in Mai 1945 begann auch im Verein „Wahren 1901" eine neue Zeit. Ein neuer Vorstand unter Leitung der Herren A. Heinze und den Antifaschisten A. Schoppe und M. Hoffmann begann dem Verein ein neues Antlitz zu verschaffen. Hauptaufgabe war die Beseitigung der Kriegsschäden durch den Wiederaufbau der Kantine. Dabei gab es große Unterstützung durch das „Nationalkomitee Freies Deutschland" und den aktiven Genossen der KPD und der SPD, sowie von Freunden und Bürgern aus Wahren. Mit Hilfe der sowjetischen Besatzungsmacht und der genannten Organisatoren bekam die Anlage zwei der am Tennisplatz Wahren gelagerten Behelfsheime - eine Erfindung Hitlers zur Linderung des Wohnungsnotstandes. Diese wurden durch die Gartenfreunde und mit aktiver Unterstützung des Kohlenhändlers Borrmann und des Futtermittelhändlers Heinze per Pferdefuhren befördert. Gleichzeitig wurde in einer der ersten genehmigten Versammlung unter freiem Himmel beschlossen, einen großen Teil von Dahrlehnsscheinen (Wert 50,) an Mitglieder und Freunde zu vergeben, damit zu finanzierende Arbeiten bezahlt werden konnten. In den späteren Jahren wurden diese Anteilscheine anläßlich der Jahreshauptversammlungen ausgelost. Dieses war möglich, weil die Kantinenpächter nur einen geringen Pacht zahlten und der Verein am Umsatz beteiligt war. Hierbei muß aber auch gesagt werden, dass viele Mitglieder und Förderer auf ihren Beitrag verzichteten und damit zur finanziellen Gesundung beigetragen haben, z.B. Schlossermeister K. und K. Stelzner, Fleischermeister Stubert und Vogel, Bäckermeister Kühn, Kürschnermeister Clemens und Otto, Gartenfreund Pörschmann, Malermeister Bornschein, Futtermittelhändler Heinze u.a. Der neue Vorstand hatte aber gleich nach 1945 eine schwere Aufgabe zu erfüllen, denn der Hunger war groß und so wurde der größte Teil des Spielplatzes der gärtnerischen Nutzung zugeführt und in kleine Parzellen aufgeteilt. Um die heranwachsenden Erträge vor Dieben zu schützen, wurden Nachtwachen durchgeführt (meist von den Rentnern). Die Unkosten für nicht geleistete Wachen betrugen 5 Mark und zwei belegte Brote! Mit einigen Übergriffen der neuen Nutzer der ehemaligen Büssing N.A.G. hatte man öfter Probleme.

Dieselben ließen aber später nach und es entwickelte sich mit der Zeit eine relativ gute Partnerschaft zum Werk „Roter Stern" und zum Werk „Centex", später - ab 1959 - der VEB Drema Leipzig. Der angelegte Weg zum Drema wurde wieder geschlossen, der Raum gärtnerischer Nutzung zugeführt. 1951 konnten unsere Mitglieder das 50-jährige Bestehen schon im Klubhaus der Drema feiern, ebenso 1976 die das 75-jährige Bestehen. Musik, Saal, Personal und Kultur waren damals kostenlos.


Die Beschlüsse der Stadtvorstände der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter bewirkten eine Zusammenlegung von mehreren kleinen Anlagen und dadurch hatte der Verein noch die Anlage 3 und 4 ideologisch und gärtnerisch zu verwalten. Die Anlage l an der Hopfenberg-/Stammerstraße war schon früher angegliedert worden. Aber 1990/91 haben sich die Anlagen 2, 3 und 4 wieder von uns getrennt und selbständige Vereine gebildet.

Ende der 40er Jahre wurde auch der Spielbetrieb wieder aufgenommen, der Spielplatz war wieder nutzbar. Das erste Nachkriegssommerfest konnte durchgeführt werden, mit Beteiligung von Volleyballmannschaften vom „Roten Stern" und aus den Wohngebieten. Die Versorgung war zwar problematisch, aber trotz vorhandener Lebensmittelkarten gab es einen Neubeginn. Mit der zunehmenden Konfrontation der Supermächte USA und Sowjetunion wurde auch die Kleingartensparte in Mitleidenschaft gezogen. Der oberhalb des Spielplatzes liegende Teil der Gärten wurde zum Teil gekündigt und der sowjetischen Militärverwaltung übereignet.

Nach und nach normalisierte sich das Leben in den Gartensparten, allerdings wurde der politischen Arbeit mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Wettbewerbe über hohe gärtnerische Erträge, politische Problemdiskussionen bis hin zur Gestaltung von Wahllokalen waren durchzuführen. In dieser Zeit wurde das Interesse an Kleingärten sehr groß und jede Sparte besaß Anwärterlisten für die Neuvergabe von freistehenden Gärten. Bestimmte Regelungen bei Besitzerwechsel mußten eingehalten werden, z.B. für Armee- und Polizeiangehörige, Dreischichtarbeiter, kinderreiche Familien. In dieser Zeit fand ebenfalls ein echter Generationswechsel und eine Verjüngung der Mitglieder statt. Mit vielen Eigenleistungen und materieller Hilfe der Betriebe „Roter Stern" und „Drema" konnten der neue Anbau an der Kantine und der daneben befindliche ehemalige Kohlenschuppen erfolgen. Der Geräteschuppen sowie das Vereinszimmer wurden neu errichtet. Ein lang ersehnter Wunsch ging endlich in den 80er Jahren in Erfüllung: Alle Gärten wurden mit einem Elektroanschluß ausgestattet, nachdem die Beleuchtung des Hauptweges mit einem Anschluß einer Alarmanlage für die Kantine bereits Anfang der 70er Jahre erfolgt war. Auch dabei erhielten wir materielle und finanzielle Unterstützung durch die bereits genannten Betriebe und durch den Staat.

Leider hatte die Anlage mit den Wirtschaftern des Spartenheimes (Kantine) nicht immer eine gute Lösung gefunden und so entstanden Ende der 70er Jahre innerhalb von drei Monaten Schulden von mehreren tausend Mark bei einer Brauerei und dem Handel. Der Stadtverband beglich zwar die Summen, verlangte aber die gesamten

Pachterlöse und die Erlöse aus der Verpachtung des Spartenheimes. Dieser völlig unsachliche Beschluß wurde gegenüber dem Stadtverband gekündigt und dank des Gartenfreundes Professor Dr. S. Fröhlich und des Vorstandes juristisch richtig gestellt.

Ab 1981standen uns dann diese Einnahmen wieder zurVerfügung und wurden entsprechend den Beschlüssen der Jahresversammlungen verwendet. Trotz mancher Probleme mit den staatlichen Organen konnte bis zur Wende 1990 der Vorstand mit seinen einzelnen Kommissionen und der Unterstützung aller Mitglieder und Anwärter seine Arbeit im Sinne von Dr. Schreber durchführen. Mit regelmäßigen Versammlungen, Anwärterschulungen, Fachvorträgen, Erfahrungsaustauschen mit anderen Sparten und Gartenbegehungen war ein angenehmes Miteinander gegeben. Es gab einen Frauenchor, eine Frauengruppe, Sommerfeste, Oktoberfeste (Bockbierfeste), Weihnachtsfeiern für Kinder und Rentner, Skatturniere und auch Familienfeiern, für die unsere Kantine genutzt wurde. Hier war ein Treffpunkt der Mitglieder und der Besucher aus Wahren und Umgebung. Die hier aufgezeigten Erinnerungen in meiner langen Zeit des Verweilens in der Anlage, im Kindergarten und die 1948 erfolgte Übernahme des Gartens meiner Großeltern bekunden eine fast 100jährige Vereinszugehörigkeit. Für Vollständigkeit und lückenlose Darlegung aller Zusammenhänge und Ereignisse kann ich nicht garantieren, zumal alle Unterlagen und erstellte Chroniken leider nicht mehr vorhanden sind. Ich hoffe hiermit meinen Beitrag zur Erstellung der Vereinschronik beizutragen und bin zwecks Nachfragen oder Ergänzungen gern bereit, weitere Auskünfte zu geben.

März 2000 Fr/Tr

Vorstände des Vereins

Gründungsmitglieder:

  • Herr Stephan, Herr Holz
  • Weitere Vorsitzende
  • W. Mai (in den 20er Jahren)
  • Alfred Fritzsche (bis 1945)
  • Alfred Heinze (1945/46)
  • K. Münch
  • R. Richter
  • D. Grittner
  • A. Scheer
  • J. Fritzsche
  • J. Kießling
  • J. Fey

Altmitglieder:

  • Wolfram Dümcke
  • Grete Grittner
  • Gerhard Hofmeister
  • Reimar Holz
  • Christa Jahr
  • Hans Rößler
  • Kurt Thum
  • Käthe Wegner
  • Fritz Wobig
  • Horst Winter
  • Ingrid Behr

Kantinenbewirtschaftung

  • Familie Vetter (bis 1944)
  • Familie  Kleemann
  • Familie  Richter
  • Familie  Schmidt
  • Familie  Hegewald
  • Familie  Osten
  • E. Stelzner und B. Heppe
  • Familie  Klimm
  • Anni Clemens
  • H. Koch
  • H. Jäger
  • Ute Hille

Anmerkung des Autors: Die Aufstellung ist eventuell nicht vollständig und nicht chronologisch.

Unsere Anlage in den letzten Jahren

In den vergangenen 15 Jahren wurde von den Gärtnern viel Neues in unserer Anlage geschaffen und Bestehendes erneuert. Ende der 80er Jahre wurde ein Schuppen zum Vereinszimmer ausgebaut und 1991 eingeweiht. Von den Gärtnern wird dieser gern zum Feiern genutzt.

Die Elektrifizierung der gesamten Anlage, die von 1986 bis 1988 mithilfe der DREMA Leipzig erfolgte, war ein großer Fortschritt für die Gartenanlage. Nach der Wende 1989/90 wurde es, bedingt durch die neuen Eigentümer des Drehmaschinenwerkes erforderlich, den Strom von den Stadtwerken zu beziehen. Die Ausschachtungen dazu wurden im Dezember 1995 von der Stammer Straße entlang des Sonnenweges bis zur E-Station vorgenommen. Im April 1996 konnte der Sonnenweg dann endlich befestigt werden und die Anlage hatte neue Anschlüsse. Der Neuanschluß in den Lauben für die Stromstärke von 10 Ampere macht auch den Einsatz moderner Gartengeräte möglich. Gleichzeitig erfolgte die Verlegung der neuen Wegbeleuchtung im Sonnen- und im Blumenweg, sowie der neuen Wasserleitung im Sonnenweg bis 19.04.97. Im Rosenweg waren diese Arbeiten im Herbst '97 abgeschlossen einschließlich der neuen Wegbeleuchtung. Der Spielplatz erhielt im Juni 1998 eine neue Leuchte. Im Sommer 1997 wurde dieser völlig neu gestaltet. Dabei erhielt der Spielplatz drei neue Spielgeräte. Nach langer Zeit wurden endlich wieder Kinderfeste gefeiert. Das erste wurde 1998 gestaltet, seitdem fanden jedes Jahr welche statt. Dabei waren die Gartenfreundinnen und Gartenfreunde Daniel, Gottschalk, Walther, Kayser und Finke besonders aktiv. Für die sportlichen Aktivitäten der Jugendlichen wurde auf der Wiese unter den Kastanien ein Basketballkorb aufgebaut. Netze zum Schutz der Anlieger wurden ebenfalls angebracht.

Wieder gab es Ärger mit der Vermietung des Vereinshauses. Das Dilemma mit einem korrupten Wirt wiederholte sich 1990. Ein Regensburger Investor bewarb sich um die Bewirtschaftung des Vereinshauses und bekam auch vom damaligen Vorsitzenden einen Vertrag. Aber: große Worte, große Versprechungen....Für eine mietfreie Nutzung sollte viel investiert werden. Leider wurde kaum etwas getan. Nach ca. zwei Jahren mußte der Mietvertrag vom Verein gekündigt werden. Der Regensburger hatte bei Gericht die "besseren Karten" und der Verein blieb auf einem Schuldenberg sitzen. Aber anstatt sich bei Gericht für die Gartenanlage mit einzusetzen, legte der Vorsitzende sein Amt nieder und die Nachfolger mußten nun mit dem Gericht und dem Gerichtsvollzieher verhandeln. Der neue Mieter Herr Jäger streckte die Summe vor, die in den nächsten Jahren mit der Miete verrechnet werden konnte.

An unserem Vereinshaus mußte nun auch etwas getan werden. Im Jahr 1997 wurden von außen Dämmplatten angebracht und verputzt. In der Küche wurden die Wände und der Fußboden gefliest. Das Dach des Vereinshauses wurde 1995 neu gedeckt und Dachrinnen dort und am Schuppen angebracht. Die Gasheizung im Vereinshaus wurde 1996 installiert.

Leider mußte der Vorstand dem Mieter, dem Wirt Herrn Jäger, Ende 1999 kündigen. Es wurden wieder Wirtsleute gesucht, die für die Bewirtschaftung einer Kleingartenanlagengaststätte geeignet und engagiert sind. Anfang des neuen Jahrtausends bewarb sich u.a. Frau Ute Hille, die den Zuschlag bekam. Bevor die Gaststätte öffnen konnte, gab es wieder viel Arbeit in den Räumen des Vereinshauses, und waren Investitionen notwendig. Wie bei allen Arbeiten war der Vereinsvorsitzende Herr J. Fey auch hierbei besonders aktiv.

Am 1. April 2000 wurde die Gaststätte des Kleingartenvereines „Wahrenl901" neu eröffnet und findet seitdem großen Zuspruch, übrigens nicht nur von uns Gärtnern.

Impressum

Herausgeber: KGV "Wahren 1901" e.V., Stammerstrasse 13, 04159 Leipzig

Redaktion: Elke Seifert, Marianne Fey, Achim Fritzsche, Günther Trambowsky

Fotos: Mitglieder und Archiv

Layout und Gestaltung: documedia - Peter Teich und Heiko Schröder GbR, Arnoldstr. 1, 04299 Leipzig

Redaktionsschluss: 30.11.2000

Webadaption: Dr. Thomas Tuch 2003 / Thomas Knebel 2022